Heeresfeldbahnen

Vier Feldbahnen in Ostpreußen 1915–1918  

 

Eisenbahnkompanie-1915-1024

Eisenbahn-Compagnie in Ostpr. 1915

Feldbahnen 1914-1918

Feldbahnen Szittkehmen und Pillupönen 1914-1918

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aus Hesseling/Tempel, Baltische Eisenbahnen

Laugszargen_Uebergabebahnhof

zum Beispiel Feldbahn-Übergabebahnhof Laugszargen

Neben dem weitmaschigen Straßennetz war auch das ostpreußische Eisenbahnnetz zu Beginn des ersten Weltkrieges für militärische Belange schlecht entwickelt und für den Transport von Truppen, Ausrüstung und Baumaterialien unzureichend. Darüber hinaus wurden bei beiden deutschen Rückzügen 1914 viele Brücken, Weichen und Bahnhöfe mit ihren Anlagen zur Behandlung der Lokomotiven oft von den eigenen Truppen zerstört.

Im deutschen Kaiserreich stellte Preußen erstmals 1871 eine Eisenbahntruppe (Eisenbahnbataillion) auf. Bayern folgte mit einer Eisenbahnkompanie Ende des folgenden Jahres. Diese stand bei Manövern und im Krieg unter preußischem Kommando.
Zu den Aufgaben der Eisenbahneinheiten gehörte  der Bau und Betrieb von überwiegend schmalspurigen (600 mm) Heeresfeldbahnen. Gleise, Gleisbettung und Unterbau unterlagen geringeren Anforderungen. Der Lego-Eisenbahn vorgreifend, entwickelte man schnell auf- und abbaubare kurze „Komplett-Gleise“, sogenannte Gleisjoche oder Gleisrahmen mit kleinen Bogenradien. Lokomotiven und Wagen waren entsprechend ausgelegt.

In Übergabebahnhöfen“ fanden diese Bahnen Anschluß an das regelspurige Netz. Sie dienten überwiegend dem Abtransport von Baumaterialien wie Holz, Kies und Schotter.

Speziell der Bau und Betrieb der beiden Feldbahnen dieses Kapitels wird in einschlägigen Büchern nur am Rande erwähnt. Die dort beigefügten Karten zeigen den Verlauf nur schematisch. Entsprechende Kartenausschnitte finden sich in der linken Spalte.
So ist auf dem überarbeiteten Kartenausschnitt „Baltische Eisenbahnen“ außer den beiden Feldbahnen (gelb), auch die geplante zweigleisige Strecke Pablindszen–Kalvarija–Schestako eingezeichnet.

Einen Überblick über den Wiederaufbau und die Ergänzungen im Laufe des Krieges geben KRETZSCHMANN und REICHSARCHIV. Über das für die Ostfront bedeutsame, 1915 realisierte Ergänzungsprojekt Marggrabowa–Suwalki berichten beide ausführlich.
ZEIGERT würdigt auf den Seiten 17-28 das Ende 1916 befohlene aber nicht fertiggestellte Projekt Goldap—Pablindszen—Šeštokai in Planung und abgebrochener Ausführung; in einem Nebensatz erwähnt er die Feldbahn von Szittkehmen.

Es blieb weiter zwischen Eydtkuhnen im Norden und Marggrabowa im Süden ein großer unerschlossener Grenzbereich ohne Eisenbahn und tragfähige Straßen (Chausseen).

KRETZSCHMANN S. 28
Mit den vorstehend aufgeführten Arbeiten war die erste Aufgabe der Bauabteilung 1 bei der Wiederherstellung der besetzten Bahnen Ostpreußens und seiner Grenzgebiete (am 5. März 1915) im wesentlichen beendigt. Es folgte der weitere Ausbau der Bahnnetzes für erhöhte Leistungsfähigkeit und die Herstellung zweier Feldbahnen von Szittkehmen und Pillupönen aus in östlicher Richtung zur Erschließung des wegearmen Gebietes südlich der Bahn Wirballen–Kowno.

HESSELINK/TEMPEL S. 32−33
Neben dem Ausbau des Hauptbahnnetzes kamen auch zahlreiche Kleinbahnen zustande, namentlich dort, wo es nicht möglich oder erwünscht war, eine Hauptbahn bis in Frontnähe zu bauen. Nachfolgend geben wir einen kurzen Überblick dieser feldbahnmäßig angelegten Bahnen.
1. Laugszargen–Kielmy, 78 km (600 mm), *1915/1916

Im Osten Ostpreußens wurden einige Stichstrecken in Richtung russische Grenze und darüber hinaus erbaut:
21. Heeresfeldbahn (600 mm) Pillupönen–Wyschtyten–Gradzynski im Anschluß an die KPEV-Strecke Goldap–Stallupönen
22. Heeresfeldbahn (600 mm) Szittkehmen–Rotha-Tartak im Anschluß an die KPEV-Strecke Tollmingkehmen–Szittkehmen.

Der bereits begonnene Bau einer normalspurigen (zweigleisigen) Heeresbahn Szittkehmen–Pablindszen–Kalvaria–Schestakow (dort Anschluß an bestehende Breitspurstrecke Suwalki–Orany) wurde kurzfristig wieder abgebrochen. Der Abschnitt Szittkehmen–Pablindszen–Goldap wurde später von der Reichsbahn eingleisig fertiggestellt.


Auf einer anschaulichen animierten Karte der Eisenbahnentwicklung in Ostpreußen tauchen 1918 die Feldbahnen Nr. 21 und 22  auf. Auf der gleichen Folie sind das oben erwähnte nicht fertiggestellte zweispurige militärische Projekt Goldap–Pablindszen–Sestako und die noch 1915 zweispurig gebaute Verbindung Marggrabowa–Czymochen–Suwalki eingezeichnet.
Auf einer polnischen Auflistung  sind nur die Feldbahnen 21 und 22 aufgeführt und das Datum der Inbetriebname genannt.

Militärbahn-Szittkehmen-rut

Ein Lebenszeichen im Goldaper Kreisblatt

Die S c h r e i b w e i s e der im Grenzgebiet Polen, Litauen, Deutschland und Rußland gelegenen Orte variiert abhängig von der Quelle, deren Sprache und Zeit der Veröffentlichung. Aus der Art schlagen nur die „verdeutschten“ Ortsnamen des tausendjährigen Reiches.
Häufige Formen sind hier aufgeführt, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ich weise auf das Ortsnamenglossar hin; dieses ist gerade im Litauischen noch lückenhaft.

Pillupönen, Невское, Schloßbach
Wystiten, Wistitten, Vištytis , Wysztiniec
Grażyszki, Gražiškiai, Gradzynski
Žydkiemis, Żytkiejmy,
Szittkehmen, Schittkehmen,

Wehrkirchen,
Rutka-Tartak